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Mittwoch, 1. Juni 2005 |
Canon - 6 km vor San Isidro |
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75,47kmGesamt:
14.721 km |
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Als wir aufwachen, hat der Regen sich verzogen und sogar die Sonne
zeigt sich zwischen den Bäumen. Wir hängen alle nassen Sachen
nach draußen. Als sie langsam anfangen zu dampfen, kommt der
Mut für den Tag in uns zurück. Was steht uns noch bevor,
20 oder 30 km bergauf? Wir wissen es nicht. Einpacken, Wasserpumpen
und ein Kaffee ohne alles zum Frühstück, so starten wir
in den Tag.
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Irgendwie kommen wir die erste Stunde nicht auf Kilometer und Höhenmeter.
Immer wieder erreichen wir kleine Tiendas, Souvenirgeschäfte
und Hotels. Es gibt viele Hinweise auf Touren in den Regenwald. Außerhalb
der Regenzeit scheint der Tourismus hier zu florieren. Das gute Wetter
vom Morgen hält leider nicht lange an, weshalb auch die schönen
Ausblicke über die Berge und Täler wieder in Wolken und
Nebel verschwinden. Wir klettern auf 2800 m, 2900 m und 2950 m. Nach
meiner Rechnung müssten wir eigentlich schon oben sein, doch
es fehlen noch die entsprechenden Höhenmeter. Am Laden auf der
Passhöhe die übliche Frage nach den Kilometern bis zur höchsten
Stelle. Doch die Antwort ist mal wieder nicht die erhoffte klare Aussage:
10 km oder 15 km oder vielleicht 20 km. Als ich noch mal auf die Karte
schaue, sehen wir die Bestätigung; ich hatte die 20 km bis Cartago
ignoriert. |
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Also weiter hinauf in die Kordilleres de Talamanca. 3000 m –
3100 m – 3200 m - und da haben wir die Bescherung! Der Nebel
geht in Regen über und wir erreichen die Passhöhe auf 3278
m im strömenden Regen. Das kann eine nasse und gefährliche
Abfahrt werden, denn die Bremsen haben bei der Feuchtigkeit Schwerstarbeit
zu leisten. Ist das Leben als Radler nicht ungerecht? Da quält
man sich 90 km nach oben und dann kann man die Abfahrt durch diesen
herrlichen Bergregenwald nicht genießen. Dauerregen und Kälte
machen uns zu schaffen. Die Hände und Beine werden langsam blau
und es sind nur noch 12 Grad auf dem Thermometer. Dazu der kalte Fahrtwind
und die ständige Konzentration auf die Strasse, die langsam zum
Bach wird. Immer wieder trocknet uns der Wind etwas, doch dann kommt
auch schon der nächste Regenschauer. Ab 65 km schauen wir uns
nach einem trockenen Unterstand für unsere Zelte um. Die erste
Möglichkeit ist eine Kirche, doch um 17 Uhr findet noch eine
Messe statt. Als zweites finden wir einen überdachten Basketballplatz,
doch der Betonboden ist sehr schlecht und überall steht schon
das Wasser. Da kommt der Sportplatz mit den offenen Umkleidekabinen
schon viel besser. Wir fragen im Dorf in einer Tienda nach und es
ist kein Problem. Ich kaufe mir noch Wurst und Tomaten für die
Suppe. Wir nutzen die kurze Regenpause, um die Zelte aufzustellen.
Raus aus den nassen Sachen und rein in die trockene Kabine. Die Suppe
bringt die nötige Wärme und der Abend ist gerettet. Mit
Einbruch der Dunkelheit hört der Regen auf, die Sterne kommen
zum Vorschein und auf dem Sportplatz tanzen tausende Glühwürmchen.
Ein schöner Abend, den wir uns nach den Bergen verdient haben. |
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