Leider schafft es die Sonne heute nicht so schnell durch die
Wolken, so dass ich das Zelt nass einpacken muss. Alles verpackt
fahren wir zur Tienda, pumpen Wasser und kaufen vom teuren Brot.
Der Chefe hat wieder alles im Griff, steht im Mittelpunkt und genießt
es. Finca, Telefon, Tienda und Bar - alle müssen zu ihm und
alle bringen sein Geld zurück.
Zu Beginn geht es recht wellig durch das Tal des Terrab-Flusses
bis Palma Norde. Der Terrab ist der größte Fluss in der
Gegend und sammelt alle Bergbäche und den General, um dann
in den Pazifik zu fließen. Bis zur nächsten größeren
Stadt Piedras Blancas geht es durch eine riesige Tiefebene, die
schon den Beginn der Halbinsel Peninsula de Oro bildet. Dieses Gebiet
soll zu den regenreichsten ganz Panamas gehören. Es dauert
auch nicht lange und der Stauregen erwischt uns. Die erste Ladung
ist gnadenlos und durchnässt uns innerhalb von 5 Minuten. Danach
gehen die Regenschauer in den üblichen Landregen über.
In diesem Nieselregen treffen wir einen Motorradfahrer aus Washington,
d.h. er trifft uns, fährt kilometerweit neben uns her und quatscht
uns voll. Angeblich wird er ständig zur Übernachtung eingeladen
- das erzählen fast alle Motorradfahrer. Warum immer diese
Biker? Wie wir mit dem Rad von Europa nach Amerika gefahren sind
und welche Straße wir nach Kolumbien nehmen, will er wissen.
Der wird sich wundern, wenn die Panamerikana zu Ende ist. Er hat
keine Ahnung, sieht aus wie Jesus und will uns mit seiner Kamera
filmen. Doch dann wird ihm der Regen zu viel und er verschwindet
so schnell, wie er aufgetaucht ist. Nach etwa 80 km beginnen wir
für heute die Suche nach einem trockenen Zeltplatz. Irgendwie
werden wir jedoch ignoriert. „Es ist hier überall extrem
gefährlich. Viele Leute werden ermordet. In der Nähe meines
Hauses zelten, nein das geht nicht, aber in 30 km gibt es ein Hotel
oder seid ihr schon müde.“ Das sind die Antworten. Die
Tatsache, dass es seit Stunden regnet und wir durchgeweicht sind,
spielt keine Rolle.
Wir fragen als letztes noch den Lehrer des Ortes, doch auch der
kann uns nur den Tip geben, die in 5 km (oder auch mehr...) Entfernung
befindliche biologische Forschungsstation anzufahren. Wir entscheiden
uns für die Weiterfahrt auf der Panamerikana. Nach einigen
Kilometer erreichen wir eine kleine Kirche und fragen im Haus nebenan,
ob es möglich ist auf dem Gelände zu zelten. Auf dem Gelände
der Kirche sei es etwas schwierig, meint der Besitzer, doch auf
seinem Grundstück sei es kein Problem. Als seine Frau nach
5 Minuten erscheint - sie ist Lehrerin an der Schule, an der wir
vorhin gefragt hatten -, kommt die Wende. Hinter der Kirche ist
eine überdachte Fläche, zwar eine Baustelle, aber für
uns in Ordnung. Wir werden sofort in die Familie aufgenommen. Nach
einer Viertelstunde liegen unsere dreckigen Radklamotten in der
Waschmaschine, der Kaffee steht neben den Zelten und wir sind zum
Duschen und Abendessen eingeladen. Wir fühlen uns wie Motorradfahrer.
Leider hat alles seine zwei Seiten, denn diese Nacht wird mal wieder
eine der sehr lauten. Hunde, Hähne und Frösche geben ihre
Konzerte. |