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Dienstag, 9. November 2004 |
Phillipsville - Lost Coast |
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74,02 kmGesamt:
6191 km |
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stark bewölkt, Regen |
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Ein sehr warmer windstiller Morgen unter den Baumriesen motiviert
uns. Doch es soll einer der härtesten Tage auf der Reise
werden. Zumindesten geht er an meine Reserven.
Zuerst fahren wir gemütlich durch den Rest der Avenue of
the Giants, müssen einen kurzen Blick auf die 101 werfen
und biegen dann nach Redway ab. Hier führt die Straße
Richtung Shelter Crove an die so genannte Lost Coast – eine
der verlassensten Gegenden in Kalifornien.
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Es geht gleich zu Beginn gewaltig nach oben, doch das ist alles
nur ein Vorgeschmack dessen, was uns noch erwartet.
Whitethorn ist der letzte Ort zum Einkaufen und das letzte Nest
vor der Küste. Ja es ist ein Nest, das Ende der Welt. Wer
hierher geraten ist, kommt nicht mehr heraus aus dem Drogensumpf.
Drei völlig zugedröhnte Typen versuchen ein Auto zu
reparieren und können nicht verstehen, wo wir mit den Rädern
hinwollen.
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Unsere Frage nach Wasser wird erstaunt sie fast noch mehr. Natürlich
gibt es Wasser, sie kaufen extra etwas. Kaufen? „Ja, wir würden
niemals Wasser aus der Leitung oder aus einem Fluss trinken.“
Den Joint im Mund, die Mushrooms in der Pfanne - aber kein Wasser
aus der Leitung trinken.
Die Straße hört nach sechs Meilen auf, nun geht es auf
die Piste. Überall stehen alte Wohnwagen, Holzbuden oder Wohnanhänger
im Wald. Das Risiko ein Foto zu machen gehe ich nicht ein. Auf einem
Plakat ist Bush in Siegerpose zu sehen und darunter steht: „Wie
können über 59 Millionen Menschen so dumm sein?“. |
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Zu allem Unglück beginnt es nun auch noch zu regnen und im
Schlamm und Lehm geht es immer weiter bergauf und bergab. 400 -
450 – 100 – 550 – 120 – 600. Bergab ist
Konzentration gefordert und bergan muss ich stellenweise schieben.
Ich kann nicht mehr, auch Rudis Power-Riegel, die ich nach tausenden
Kilometern mal wieder heraus nehme, helfen nicht. Ich bin am Ende,
doch ein Ende der Strecke ist nicht abzusehen. Es ist zu steil und
das Rad mit dem Trailer einfach zu schwer. Es gibt aber keine andere
Möglichkeit, wir müssen durch und bei dem Regen wird es
morgen noch schlimmer. |
Die Wasserlöcher werden immer zahlreicher. Nach 74 km, davon
nur 15 auf dieser Piste, ist Schluss. Auf einer kleinen Fläche
im Wald, gerade genug Platz für die Zelte, richten wir uns
für die Nacht ein. Zum dritten Mal auf der Reise gibt es wegen
des Regens keine warme Suppe – Brot, Käse und Kekse müssen
reichen. Um 17:30 Uhr ist Nachtruhe und ich denke lieber nicht an
Morgen. |
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