Reisen mit Rad - Pazifikküste

Was soll ich über diesen Tag sagen. Härter geht es nicht mehr – oder? Jetzt weiß ich, ich schaffe es bis Panama. Schon beim Start, nach gerade mal 50 m und einem kleinen Hügel, fühle ich mich leer - und das bleibt so für die nächsten 80 km. Diese USAL Road ist sicher ohne Gepäck und bei schönem Wetter schon ein hartes Stück Arbeit. Doch wenn du im Regen mehrere Male 400 m Anstiege mit bis zu 20 % Steigung hinter dir hast und auf der anderen Seite in den immer größer werdenden Schlammbächen herunterrutschst, hast du die Nase gestrichen voll.

Ich denke einfach immer daran, dass es Radler gibt, die Schlimmeres durchgemacht haben und auch nicht aufgeben konnten. Es motiviert mich und lässt mich die vielen Flüche vergessen. Nach drei Stunden und 20 km fällt natürlich noch die Schaltung aus und die Berggänge schalten nicht mehr. Also heißt es auch bei kleineren Anstiegen schieben und das immer in der Hoffnung nicht in den Wasserlöschern stecken zu bleiben.

Doch da sind auch die schönen Augenblicke: Als die Wolken aufreißen und zwischen den Nebel- und Wolkenbänken das Meer zu sehen ist, oder als auf einer Lichtung zwei riesige Hirsche stehen und wir bis auf 10 m an sie herangehen können. Dann die erhoffte Erlösung. Die Strasse 1 nach San Francisco und nur noch 10 km bis zu nächsten Dorf. Doch als es wieder von 0 auf 350 m hinaufgeht verstehe ich die Welt nicht mehr. Wie das, auf der Karte ist davon nichts zu erkennen? Also weiter! Es stellt sich heraus, dass wir schon einen Ort weiter sind als erwartet, auch nicht schlecht.

Schlecht ist nur, dass die einzige Unterkunft 85 $ kostet und auf dem Zeltplatz 20 $ verlangt werden. Einen Zeltplatz, auf dem wir auch noch für die Dusche bezahlen müssen, brauchen wir heute nicht. Also weiter! Wieder eine Abfahrt und ich bin mit knapp 35 km/h nicht zu schnell unterwegs. Auf einmal kann ich nicht mehr lenken und kann das Rad gerade noch abfangen, bevor es mich auf die Straße haut. Na klar Platten! Auch das noch, aber zum Flicken habe ich keine Lust und keine Kraft. Also pumpe ich einfach auf und weiter!

Regen, Gegenwind, Kälte und es ist schon 16 Uhr. Noch 16 Meilen bis Fort Bragg. Ich staune wie es immer weiter geht, alles eine Kopfsache. Um 18:30 – die Stirnlampe nach hinten gedreht und auf Blinklicht eingestellt - geht es in die Stadt. Wir nehmen uns ein Motel für 40 $. Nach einer heißen Dusche und einer heißen Suppe mit einem kühlen Bier ist vieles vergessen. Geschafft und glücklich. Wir buchen gleich für drei Nächte bekommen so noch etwas Rabatt.