Reisen mit Rad - Pazifikküste

Bevor es losgeht, kaufe ich mir eine Mütze mit Ohrenklappen, ein zweites Paar Handschuhe, neue Unterhosen und warme Stümpfe. Es geht am Stausee entlang und es zeigt sich schon zu Beginn: Es wird ein schöner Tag. Der Stausee wurde zum Hochwasserschutz und zur Versorgung der Felder und Plantagen von Bakersville errichtet. Er ist nicht sehr voll, aber die Spiegelungen sind sehr schön und klar, da die Luft bei diesen Temperaturen um die 4-10 Grad sehr trocken und sauber ist. Dazu leichte Cirruswolken, das perfekte Fotowetter!

Ich sehe meine ersten Joshua Trees und komme noch mehr in Fotolaune. Leider hat die Kamera einen Aussetzer und stellt nicht mehr scharf. Ich mache es wie immer, wenn mich Elektronik ärgert: Ich schalte aus und warte eine Stunde ab.

Der Anstieg zieht sich sehr lang, 900 - 1000 - 1100, der Höhenmesser zählt die Meter. Stefan ist etwas vor mir und die leichten Probleme vom Anfang lassen langsam nach. Das Knie meldet sich seit sehr langer Zeit zum ersten Mal, doch ab 1300 m geht es besser. Es wird immer kälter: 14 - 10 - 7 Grad.

Nach 65 km erreichen wir den Walker Pass mit 1643 m. Es sind nur noch drei Grad und ich bereite mich auf die Abfahrt vor: Mütze über die Ohren, Kapuze der Regenjacke darüber, lange Hosen und ein zweites Paar Handschuhe. Die Temperaturen gehen auf der sehr langen Abfahrt sicherlich weit unter 0 Grad. Die Hände und Zehen spüren es zuerst. Immer wieder versuche ich sie zu bewegen und warm zu halten. Aber bei den Geschwindigkeiten jenseits der 40 km/h Marke ist volle Konzentration gefragt und da die Straße schnurgerade ins Tal führt, kann man es rollen lassen. Am Horizont tauchen die nächsten Bergketten auf. Wahnsinn!!

Ridgecrest liegt in einem riesigen Tal. Es gibt eine Militärbasis, das China Lake Naval Weapon Center. Wir sehen die ersten Testflüge; sie werden uns die nächsten Tage und Nächte begleiten. Hier werden Tiefflüge mit scharfer Munition geprobt. Warum wird so viel Geld sinnlos ausgegeben?

Nach über 100 km erreichen wir die Stadt. Die Sonne geht unter und taucht alles in einen rötlich goldenen Ton. Die Lichtmasten scheinen zu brennen und die Berge zu glühen. Spektakulär!!

Adam erwartet uns schon, da er noch zum Sport möchte. Der Kamin wärmt uns, wir duschen, es gibt ein kühles Bier und die Anstrengungen des Tages sind schnell vergessen. Ich flicke noch den Schlauch (der 6. Platten) und somit haben wir wieder eine Reserve in der Tasche. Zum Abendessen werden wir bei Wein und Kaminfeuer mit Fisch, Gemüse und Couscous verwöhnt.

Komisch, alle Leute mit denen wir ins Gespräch kommen, die uns einladen und die offen auf uns eingehen, sind gegen Bush. Es stellt sich immer wieder heraus, dass die Bush-Gegner mehr und mehr werden. Doch gewonnen hat er, auch wenn von Manipulation die Rede ist.