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Mittwoch, 26. Januar 2005 |
Ciudad Constitution - El Cien |
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115,88 kmGesamt:
9204 km |
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leicht bewölkt |
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Ein Dutzend Geschenke sind schuld, dass ich mein Tagesziel
um 4 km verpasst habe. Aber Spaß bei Seite: Es ist einer
dieser Tage, an denen man schon beim Aufstehen denkt "Heute
passiert nicht viel", doch er bringt Überraschungen
und viele Geschenke.
Alles fängt schon in der Nacht an. Es regnet schon wieder
auf der Baja. Damit habe ich die durchschnittliche jährliche
Regenmenge von 30 mm schon im Monat Januar voll ausgekostet. Beim
Frühstück (außer Müsli und Rosinen ist nicht
mehr viel in den Packtaschen) kommen die ersten Geschenke des
Tages. Ida, die Frau des Hauses, bringt mir ein Pfund geröstete
Haferflocken, eine Banane, zwei Grapefruits und Zitronen. Danke!
Die Banane wandert gleich ins Müsli, die Zitronen presse
ich aus und sie kommen ins Trinkwasser. Natürlich kommen
wir ins Gespräch und ich erfahre, dass der Trailer Park verkauft
werden soll. Das Grundstück für die „alten Tage“
ist schon im Burgenland angezahlt.
Somit komme ich erst nach 9 Uhr auf die Straße. Auf ihr
ist noch alles nass, in den Seitenstraßen steht das Wasser
knietief - und das bei den paar Tropfen. Schnell fahre ich noch
in den Supermarkt, um Möhren, Tomaten und Fladen zu kaufen.
Doch so schnell geht es heute nicht ab. Der Gehilfe an der Kasse
(packt die Sachen ein) fragt mich woher ich komme und wohin ich
möchte. Es beginnt ein keines Gespräch. Geht er nicht
zur Schule? Ja, die beginnt erst um 13:00 Uhr und davor arbeitet
er jeden Tag im Laden.
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Mittlerweile ist es 10 Uhr und nun kann es endlich auf die endlose
Gerade gehen. Nach 60 km kommt die erste Kurve (macht mit den 25
vom Vortag runde 85 km geradeaus), nach weiteren 15 km die zweite
und nach den nächsten 20 km die dritte. Es ist ein Arbeitstag
mit Gegenwind, so dass ich um die 18 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
kämpfen muss. Die Gedanken gleiten durch die Zeit: Reise, Arbeit,
Familie, Diavortrag, Homepage und Wohnung. |
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Die einzige Abwechslung ist eine Cola an einem kleinen Stand
im Nichts. Ich freue mich, dass durch meine Art zu reisen mein
Geld an die einfachen Menschen kommt. Die 10 Peso sind gut ausgegeben.
Ich handhabe es auf der Reise so, dass ich möglichst immer
in einem anderen Landen einkaufe und an einem anderen Stand esse.
So verteile ich meine Euro gleichmäßig.
Es geht immer weiter geradeaus. Zum Glück bringen ein paar
Wellen Abwechslung in den Tag. Plötzlich überholt mich
ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen. RO – habe ich das
nicht schon einmal gesehen? Ja, in Mulege! Ich winke und es hält.
Schon nach ein paar Worten stellt sich heraus: Hier sind Zufälle
im Spiel, die es nicht alle Tage gibt. Jörg und seine Frau
(mich ärgert es, dass ich die Namen immer vergesse) sind
am 4. Juli mit dem Wohnmobil in Alaska gestartet. Genauer gesagt
in Seward, genau wie ich. Wir haben wahrscheinlich nebeneinander
gestanden und den Sieger des Mountain Marathon fotografiert. Später
haben wir am selben Tag Markus und Lisa auf dem Icefield Parkway
in Alberta getroffen und mailen uns seither mit ihnen. Sie wollen
sie in La Paz treffen. Nun trifft man sich nach über 9000
km hier auf der Baja und hat eine ähnliche Strecke vor sich.
Wenn es klappt, nehmen sie mich hinter Acapulco mit über
die Berge. Sie sind zwar schneller als ich, doch sehr oft auf
Abwegen und sie genießen die Langsamkeit des Reisens. Ich
bekomme ein riesiges Stück Fleisch für die Suppe, ein
Bier und Wasser und wir unterhalten uns schon eine halbe Stunde,
als ein Auto hupt - Stefan und Oliver! Auch sie sind langsamer
als ich – komisch. Sie waren noch einen Tag am Strand und
haben eine Tour zu den Walen gemacht. Ich erfahre, das hinter
mir noch drei Radler auf der Straße sind und der ältere
Herr, den ich in Mulege kurz gesehen habe, aus Deutschland kommt
(Schade, ich hatte ihn aus den Augen verloren, an diesem Internettag).
Ist ja richtig was los hier.
Man sieht sich im Süden! Ich muss mich so langsam nach
einer Stelle fürs Zelt umschauen, bis zur 100 km-Marke schaffe
ich es wohl heute nicht mehr. Leider sind an beiden Seiten der
Straße neue Zäune aufgestellt und es findet sich kein
Weg hindurch. Da muss ich wohl ein Loch graben. An einer Pumpstation
für die Gasleitung bietet sich eine günstige Gelegenheit.
Schnell sind die beiden unteren Drähte geöffnet und
ich bin durchgeschlüpft. Leider ist es ein sehr weiter Weg
durch die Kakteen, bis ich nicht mehr zu sehen bin (Ergebnis:
Ich habe am Morgen sehr wenig Luft auf dem Hinterrad). Am Abend
gibt es die erste Suppe mit Rindfleisch auf dieser Reise. Dazu
die üblichen vier Zutaten und das Bier. Luxus pur. |
vorher |
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nachher |
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