So wie es aussieht, ist nicht so bald mit Sonne zu rechnen. Nebel
und Wolken bestimmen das Bild. Immer noch die Frage: Trampen oder
Fahren? Ich werde erst einmal starten. Dann geht doch alles sehr
schnell, die Temperaturen steigen auf 40 Grad.
Die Schmerzen halten sich so lange in Grenzen, bis ich eine Steigung
erreiche. Die Strecke wäre in gutem körperlichen Zustand
ideal. Es geht sehr wellig über eine Hochebene. Da ich aber
seit 8000 km meinen Fahrstil so aufgebaut habe, dass ich den Schwung
in den Gegenhang mitnehme, dann aus dem Sattel gehe und lange den
großen Gang fahre, um das Tempo zu halten, habe ich jetzt
ein Problem. Ich kann nicht ohne Schmerzen aus dem Sattel gehen.
Also fehlt der Schwung und die kleinen Hügel werden zu großen
Anstiegen.
Nach 35 km gibt es Frühstück, Joghurt, Kakao und Früchte.
Ich sehe ein Internet-Café (5 Peso die Stunde). Da Ellen
gerade dabei ist, das neue Laptop einzurichten, ist sie online und
wir können uns noch eine Stunde unterhalten.
Die Hitze ist wieder extrem, ich bin froh über meine gefundene
und frisch gewaschene Kopfbedeckung, eine alte Baseballkappe.
Den Gedanken zu trampen habe ih verworfen. Ich möchte die 1900
km im Februar voll machen und dazu brauche ich die 100 km heute
Leider geht es aus der Ebene auf 895 m hinauf. Der Anstieg ist es
nicht – ich bin extrem motiviert -, es ist dieser Wind, der
mir zu schaffen macht. Gestern fuhr ich nach Süden und der
Wind kam von rechts, also SW, heute fahre ich nach Osten und er
kommt von links, also NO. Warum ist das bloß so? Vielleicht
kann mir das einer beantworten. Dann lasst es mich bitte wissen
und schreibt es mir. Ich werde immer wieder von der Fahrbahn gedrückt
und die LKWs und Busse bremsen mich durch ihren Luftzug immer wieder
ab.
Ich habe die Nase gestrichen voll. Warum tue ich mir das tagtäglich
an? Seit dem 9. Januar fast keine Pause, 3400 km und im Durchschnitt
95 km pro Tag. Dazu die Hitze und die Berge. Ich tue es mir an für
die Freiheit zu entscheiden was ich möchte!
Kurz vor Ocozocoaulea frage ich im Fußballstadion, ob ich
übernachten kann. Ja, um 18 Uhr nach dem Training kann ich
kommen. Doch beim Einkaufen ändert sich mal wieder alles. Zwei
Jungs sprechen mich an und wollen wissen, wo ich übernachte.
Im Stadion. Sie meinen, ich könne doch um die Ecke im Kinderheim
schlafen. Sie zeigen mir den Weg und 30 Minuten später bauen
drei elternlose Jungen mein Zelt auf und freuen sich mir zu helfen.
Deshalb tue es mir das alles an!
Das Abendessen besteht aus Suppe und zwei Liter Cola. Es wird kühl
und beginnt leicht zu regnen. Geschafft schlafe ich ein.
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