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08.06.2005

Kleine Dinge - groß in der Einmaligkeit

Angekommen in Belize / Panama schon fest im Blick Straßenverkehr noch aggressiver als in Mexiko / Lästige Bettelei in der Hauptstadt / Berauschender Schnorcheltrip

Der Potsdamer Geographie-Lehrer Thomas Kühnl betreibt Erdkunde der ganz besonderen Art: Mit dem Fahrrad erkundet er seit Anfang Juli 2004 Nord und Mittelamerika. In seiner Heimatstadt hatte er ein Testament verfasst, seine Wohnung vermietet und von der Räderei Am Kanal ein Rad zusammengebaut bekommen, das ihn mehr als 10000 Kilometer durch Frost und Hitze tragen soll. Ein Jahr hat Kühnl für die Mega-Tour veranschlagt, die in Alaska begann und sich nun langsam ihrem Ende zuneigt. Aber langweilig wird es nie. Für die MAZ Potsdam berichtet er exklusiv in Wort und Bild. Hier folgt Teil 5 des Abenteuers.

Nach Mexiko geht es Schlag auf Schlag. Es folgt Belize, dann Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua.

Was wird mich in Belize erwarten? Es ist das vierte Land auf meiner Reise und das gleiche unsichere Gefühl wie bei den vorigen Grenzen. Als ich am Grenzübergang auf mexikanischer Seite ankomme, erscheint alles etwas amerikanisch: Casino, Duty-Free-Zone, Automärkte und Einkaufscenter. Die Grenzstation auf der Belize-Seite erscheint dagegen sehr klein, das karibische Flair kommt mir entgegen gesprungen. Es geht ohne jegliche Hektik zu. Der Einreisestempel sagt aus, dass ich in einem Monat das Land verlassen muss. Ein Monat reicht für die knapp 550 Kilometer. Als ich in Corazol über Wireless kostenlos Bilder verschicken kann, ist alles in Ordnung.

Eigentlich wollte ich ja auf einer Mennoniten-Farm übernachten, doch weit und breit ist keiner der Angehörigen dieser aus Holland und Deutschland stammenden religiösen Gruppe zu sehen. Ich umfahre Orange Walk und komme an eine riesige Zuckerfabrik. Die Laster stehen hier tagelang an, um Zuckerrohr abzuliefern. Die Ernte ist auf dem Höhepunkt. Die Felder werden in Brand gesteckt, wodurch alles Unkraut verbrennt. Dann können die reifen Zuckerrohrstangen leichter geerntet werden.

Ich genieße die untergehende Sonne, schreibe in den Laptop und rechne die Kilometer bis zur Grenze Panamas aus. Noch 2300 – da wäre ich ja Mitte Mai fertig. Ich muss meine Etappen kürzen.

Am Straßenrand nach Belize City warten die Schulkinder auf ihren Bus, alle ganz schick in ihrer Schuluniform. Die Perlen in den Haaren der Mädchen strahlen bunt. An allen öffentlichen Gebäuden hängen Fahnen auf Halbmast: der Papst wird heute beerdigt. Je näher ich Belize City komme, desto aggressiver wird der Verkehr. Es gibt weniger Fahrzeuge als in Mexiko, aber rücksichtslosere Fahrer.

Beim Tagebuchschreiben fällt mir auf, dass ich das 13000-Kilometer-Foto verpasst habe. So gibt es „nur“ ein 13001-KilometerFoto!

Ich habe selten so viele unangenehme Typen gesehen wie in Belize City. Diese Rasta-Männer mit roten Augen und schlechten Zähnen quatschen mich jede Minute an. „Hey man, my name is Bob, I'm hungry, give me money.“

Ich komme dazu, wie die alte Drehbrücke von 1923 in Betrieb genommen wird. In der Mitte, direkt auf der Fahrbahn, wird ein Rad eingesetzt, an dem acht Männer drehen, um die Brücke zu bewegen. Sie wird für die Durchfahrt von ein paar alten Segelkuttern quer gestellt.

Zusammen mit Kevin, einem Kanadier, fahre ich nach Hopkins zum Schnorcheln. Über das Geld dafür denke ich nicht nach. Es hat hier in Belize keinen Sinn über Geld nachzudenken, es reicht sowieso nicht. Wir erreichen das kleine Garifunadorf am frühen Nachmittag. Wir buchen einen Schnorcheltrip bei „Noel Schnorcheln und Angeln“, 62,50 US-Dollar, wir werden die einzigen Passagiere sein.

Die Tour ist in jeder Hinsicht ein Erfolg. Wir machen eine sehr schöne Fahrt durch die kleinen Inseln und Atolle. Das Wasser wechselt immer wieder seine Farben von azur- bis tiefblau. Die Unterwasserwelt ist einfach nur atemberaubend. Wir sehen Hunderte von Fischen in riesigen Gruppen oder allein und Korallen in allen Größen und Farben. Im glasklaren Wasser kann man teils bis zu 10 Meter tief sehen und dort Schnecken, Polypen und Schwämme erblicken. Die Krönung für uns sind zwei riesige Rochen.