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14.06.2005

Geschafft: 15000 Kilometer, 350 Tage Thomas Kühnl am Ziel der Amerika-Reise

Es ist vollbracht: Am Freitag hat Thomas Kühnl (39) das Ziel seiner Amerika-Radtour erreicht. Nach 350 Reisetagen erreichte der Potsdamer Geographie-Lehrer Panama-City. 181 Tage saß er im Sattel eines Rades, das extra für ihn in Potsdam montiert worden war und Hitze wie Kälte, Trockenheit und Regen schadlos überstand; von platten Reifen redet keiner auf solcher Tour.

Rund 12000 Kilometer hatten es nach ursprünglicher Planung von Alaska bis Panama werden sollen, doch stehen am Ende 15470 auf dem Tacho. 941 Stunden musste Kühnl in die Pedale treten und hat bergauf bergab insgesamt rund 100000 Meter Höhenunterschied bewältigt. „Die Berge waren es, die mich so oft geschafft haben“, berichtete er gestern: „Doch die Ausblicke waren Höhepunkte der Reise. Ich bin im Regen aufgebrochen und in strömendem Regen angekommen. Jetzt weiß ich, was Regenzeit heißt. Die letzten 20 Tage war ich mehr nass als trocken und dachte oft, ich stehe unter einer Dusche. Am Ende erinnert man sich an die schönen Erlebnisse, das Lachen der Menschen und die Freundlichkeit, die viele Hilfe und die Abende beim Kochen meiner fast alltäglichen Suppen.“

Ende Juni 2004 war Kühnl nach Vancouver in Kanada geflogen, sehr zum Missfallen der Eltern und seiner 13 Jahre alten Tochter, die ihm fast noch die Luft abgelassen hätte vor dem Flug. Auch seine zehnte Klasse in Berlin grübelte, etwa, ob man Kleidung für ein Jahr mitnehmen kann. Doch 30 Kilo Last in fünf Taschen, dabei ein Zelt mit Moskitonetz – das reichte meist, zuweilen half ein Fahrradhänger weiter.

Ungezählte Kilometer fuhr Kühnl allein, schlief oft einsam in der freien Landschaft, an Tankstellen und unter Brücken. Oft begegnete er aber auch anderen Extremradlern und manchem von ihnen auf dem Mega-Trip gleich mehrfach. Er wurde freundlich begrüßt an vielen Orten und bewirtet mancherorts, gelegentlich beschimpft und mit Bierdosen beworfen. Er sah phantastische Landschaften und nervige Städte, arme und reiche Menschen, atemberaubende Schönheit und traurigen Verfall. Jetzt ist er am Ziel.

Glücklich oder traurig? Eher glücklich, findet er: „Glücklich, es geschafft zu haben, es gewagt zu haben und es geträumt zu haben. Doch nur Träume bringen nicht viel, man muss es machen, und ich kann es jedem nur empfehlen: Macht es, bevor es nicht mehr geht. Macht es mit dem Rad oder dem eigenen Fahrzeug, so könnt ihr anhalten, wann ihr möchtet. Macht es mit dem Rad, wenn ihr es intensiv spüren wollt. Macht es mit nicht zu viel Geld, um einfache Menschen kennen zu lernen. Macht es, und wenn es nur für kurze Zeit ist. Es muss nicht ein Jahr sein und kein Kontinent. Ich genieße es und verfluche es gleichzeitig, doch ich freue mich auf jede weitere Minute. Und ich freue mich auf zu Hause, auf Freunde und Verwandte, auf Sport, auf meine Arbeit, auf Zärtlichkeit und gutes Essen. Doch ich werde es wieder tun, und wenn es erst mit 50 ist.“

Text: Rainer Plagemann