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Freitag, den 12. September 2014 |
Salvador de Bahia |
Karte |
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Gesamt:
15821 km |
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Für mich war es ein Ziel Salvador zu erreichen. Von hier
hatte ich schon vor ein paar Wochen einen Flug gebucht. Ich möchte
die Zeit hier nutzen um ein kleines Fazit der Brasilienreise zu
ziehen und ein paar Bilder von Salvador zeigen. Der Text ist auch
in der MAZ in Potsdam online erschienen. Danke für die Zusammenarbeit.
Als ich Ende Juni nach Brasilien eingereist bin, war es schon
das vierte Mal. Doch nun war es nicht nur Für einen Tag,
sondern für 2 ½ Monate. Ich hatte schon seit ein paar
Wochen bedenken, wie ich es ohne Portugiesisch in den Griff bekommen.
Ich habe mich relativ lange von der Weltmeisterschaft ferngehalten,
denn die Preise für Unterkünfte lagen natürlich
weit über den normalen Durchschnitt. Für meine Einreise
habe ich einen sehr kleinen Grenzübergang gewählt und
schon im ersten Dorf wurde ich Überrascht. An einem kleinen
Restaurant würde ich auf meine Frage, ob ich in der Nähe
der Kirche schlafen kann, gleich zum Bier eingeladen. Nach fünf
Minuten war klar, ich schlafe im Restaurant. Zu meinem Erstaunen
sprachen viele der Männer etwas deutsch. Ich war in Santa
Katarina, einem der wohl schönsten Bundesstaaten im Süden
Brasiliens. Hier leben sehr viele deutsche Übersiedler, es
gibt deutsches Bier und Fachwerkhäuser. Lag es daran, oder
am klaren Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich,
dass ich mit offenen
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Herzen aufgenommen wurde. Da waren die
vielen Autofahrer, die mit zuwinkten oder Fotos mit mir schießen
wollten. Da war die Feuerwehr, bei der ich im strömenden Regen
ein warmes Bett und ein Essen bekam. Da war der Hotelbesitzer, der
mir nach dem Sieg gegen die USA nicht nur Abendessen und Frühstück
schenke, sondern auch noch auf die Bezahlung der Nacht verzichtete.
Zum ersten Mal auf dieser Reise konnte ich aber auch die Webseite
Warmshower richtig nutzen, auf der Radfahrer aus aller Welt eine Dusche
und ein Bett zur Verfügung stellen. Es war aber auch nötig,
diese Möglichkeiten zu nutzen, denn die Unterkünfte und
die Verpflegung in Brasilien sind für mich als Langzeitreisender
sehr hoch. Mein Tagessatz von 10 Euro war hier nicht zu halten. Ein
Hotel, eine Posada oder ein Hostel für unter 10 Euro zu finden
ist fast nicht möglich. Wenn ich diese Unterkünfte nutze,
hatte es einen großen Vorteil, es war sicher und trocken. Dazu
ist das Frühstück extrem gut und reichhaltig. Ich hatte
nur einmal das Pech nur trockene Brötchen und Kaffee zu bekommen.
Darin Unterscheidet sich Brasilien von allen anderen Ländern
in Südamerika. Zum Thema Essen gibt es viel zu sagen. Eines aber
werde ich nie verstehen, warum es in ganz Südamerika und speziell
in Brasilien nicht möglich ist vernünftige Brötchen
zu packen. Die Dinger bestehen nur aus Luft und sind nur im noch warmen
Zustand zu genießen, dann zerfallen sie in ihre Bestandteile.
Auf der positiven Seite hingegen steht der Kaffee. Was in allen anderen
Ländern braunes Zuckerwasser ist, hat hier zum ersten Mal etwas
mit Kaffee zu tun. Die Weltmeisterschaft begleitete mich bis nach
Blumenau, der „deutschen“ Stadt in Brasilien. Hier bin
zwischen den 3000 Brasilianern beim ersten Tor gegen Brasilien noch
aufgesprungen. Als dann jedoch in fünf Minuten die Fußballgeschichte
von Brasilien neu geschrieben würde, war es nicht mehr angebracht
zu feiern. 7:1 gegen den Gastgeber Brasilien, für den Fußball
mehr bedeutet, als nur einen Ball ins Tor zu schießen. Eine
Tragödie von unbeschreiblichem Ausmaß für Jung und
Alt. Hatten sie nach dem Sieg gegen Chile noch auf die gesamte Nacht
auf den Straßen gefeiert, so war jetzt Ruhe angesagt. Für
mich hieß es weiter nach Curitiba zum Endspiel. Dort gab es
jedoch für mich keine Karte mehr für das Fanfest der FIFA.
Auch meine Geschichte, dass ich extra mit dem Rad angereist bin half
zu Beginn nicht. Doch dann meldete sich ein Freund und Helfer in Uniform
und wies mir den Weg zum Hintereingang, dort sollte es Freikarten
für Radfahrer geben. Kurze Zeit später hatte ich mein Bändchen
um das Handgelenk und war bereit für das Finale. Es wurde zu
einem grandiosen Erlebnis mit einem deutschen Weltmeister, ohne dass
ich es sehen durfte. Nein ich war nicht zu betrunken, ich war nur
auf dem falschen Fanfest. Hier in Curitiba hieß es nach dem
Abpfiff danke Alemania für den Sieg gegen Argentinien, aber wir
schalten jetzt mal ab. Eine Band begann ihr Konzert und die Brasilianer
hatten ihren Spaß, nur ich nicht, ich war stinke sauer. Damit
war also das Thema Weltmeisterschaft für das Land Brasilien und
für mich beendet. Die Kinder und Jugendlichen waren auf Jedenfalls
weiter der Meinung, der Sieg von Deutschland war nur möglich
weil Neyma nicht gespielt hat. Mit ihm in der Mannschaft hätte
Brasilien gewonnen und währe jetzt Weltmeister. |
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Eine nächste Besonderheit war
für mich Sao Paulo. Eine 16 Millionen-Einwohner-Metropole,
in der man diese Masse an Menschen sehr selten merkt. Ja es ist
sicher eine der Städte mit den meisten Wolkenkratzern auf der
Welt, doch es ist auch eine Stadt mit vielen Einfamilienhäusern,
Vorgärten, Parkanlagen und Seen. Eine Stadt, in der jeden Abend
eine Hochstraße geschlossen wird, damit die Menschen an beiden
Seiten in der Nacht etwas Ruhe haben. Eine Stadt für Radfahrer.
Unvorstellbar wäre es doch. Wenn in Berlin an jedem Wochenende
die Straßen kilometerweit nur für Radler gesperrt werden.
Dies ist übrigens nicht nur hier der Fall. Auch in Santiago
de Chile oder in Bogota. Für mich heiß es auf Richtung
Olympische Spiele und damit auf nach Rio de Janeiro. Hier wird es
ja in ein paar Jahren das nächste große Sportereignis
geben. Schon auf dem Weg in die Stadt zeigt sich für mich die
Besonderheit. Radwege, Strände, Sportplätze und Fitnessgeräte
an jeder freien Stelle. Was in Sao Paulo der Arbeitswille und der
Wille Geld zu verdienen ist, ist hier der Wille schön und fit
zu sein. Jede freie Minute verbringen die Bewohner am Strand oder
treiben Sport. Der Körperkult ist extrem ausgeprägt. Sich
zeigen und gesehen zu werden steht im Lebensmittelpunkt bei Jung
und Alt. Ob man am Abend nach 22:00 Uhr oder am Morgen um 5:00 Uhr
unterwegs ist, überall wird gejoggt, Fußball oder Volleyball
gespielt. Rio hat die Olympischen Sommerspiele wie keine andere
Stadt verdient. Wenn die Massen gegen die Fußballweltmeisterschaft
gekämpft haben, weil für Stadien in Brasilia oder Manaus
Millionen ausgegeben wurden, obwohl es dort keine Teams gibt, so
stehen die Bewohner Rios hinter den Spielen. Brasilien gilt immer
als sehr gefährlich. Ich habe von vielen Touristen gehört,
die am Tag am Strand mit Waffengewalt überfallen wurden. Ich
glaube aber wenn die Regeln eingehalten werden, ist es nicht gefährlicher
als am Stand in Europa. Einfach die Kamera und das Handy im Hotel
lassen. Wenn es dann wie mein IPod dort gestohlen wird, weißt
du wenigstens, dass es ein Tourist war. Damit sind wir wieder beim
Thema Preise. Elektronische Geräte kosten hier fast den doppelten
Preis als in Europa. Essen und Trinken ist oft drei bis vier Mal
so teuer wie bei uns. Doch diese Tatsache scheint die Brasilianer
nicht zu stören. Ich habe selten so volle Körbe in den
Supermärkten gesehen wie hier. Die Restaurants und Bars sind
immer voll. Ich war nur einmal in den fast drei Monaten in einem
Lokal essen, sonst hieß es immer selbst Kochen. Bei Alkohol
ist es alles etwas anders. Eine Flasche Pitu oder Cachaca kostet
um die zwei Euro. Da ist es dann leicht möglich in Rio einen
Caipirinha von 0,7 Liter Größe für nicht mal zwei
Euro zu kaufen. Viele Touristen besuchen aus diesem Grund die vielen
Partystrände und feiern dort bis in den frühen Morgen.
Leider hat auch mich einmal der Caipihammer erwischt. Danach wollte
ich eine Woche nur noch Wasser trinken. Nach dem Erlebnis Rio ging
es weiter nach Norden. Strände, Regenwälder, Meer und
immer wieder Palmen waren meine Begleiter auf dem Weg nach Bahia.
Der Bundesstaat Bahia ist wieder etwas völlig Neues. 90 % der
Bevölkerung stammen aus Afrika oder der Karibik. Alles geht
noch ruhiger ab. Männer sitzen bei Bier und Musik im Schatten
und Frauen versuchen mit aufreizendem Outfit diese zu Reizen. So
etwa kann man den Lebensstill beschreiben. Bei teilweise 40 Grad
in der Sonne ist nicht viel Bewegung angesagt. Die Fußballspiele
in den Dörfern beginnen am Wochenende um 7:00 Uhr am Morgen,
da es sonst ohne Schatten einfach zu heiß ist. Wie kommt man
da auf die Idee hier sein Trainingslager für die Weltmeisterschaft
einzurichten? Genau
das hat der DFB gemacht. In San Andre einem kleinen 500 Seelendorf
an der Küste wurde
ein neues Hotel gebaut. Es gibt zum Dorf eine Asphaltstraße.
Auf einer Seite ist eine Sackgasse auf der anderen gibt es nur die
Möglichkeit mit einer
Fähre das Dorf zu erreichen. Für die Fußballer
gab es eine private Fähre, die dem Team rund um die Uhr zur
Verfügung stand, dazu gab es ein kleines Segelboot. Es liegt
noch in der Bucht und die deutsche Fahne weht im Wind. Direkt zum
Hotel
führt nur ein Sandweg. In der Nachbarschaft wohnen die
Fischerfamilien in Holzhäusern. Der gesamte
Komplex ist von einem Holzzaun umgeben. |
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Der
Strand ist nicht gerade der Schönste. Hier liegt sicher kein
Tourist am Strand zwischen den Büschen und dem Dornengewächsen.
Mehr als einen Spaziergang durch das Dorf oder ein kleiner Segeltrip
war also nicht möglich. Mit fünf kleinen Busen wurden die
Spieler zum mitten
im Busch erbauten Sportplatz gebracht. Kein Schatten, keine Zuschauer,
keine Ablenkung. Heute arbeiten dort ein paar Männer, um den
Rasen zu erhalten. Fußball wird dort wohl nie wieder gespielt.
Ein Zimmer im nie wieder ausgebuchten Hotel kostet 350 Euro die Nacht
pro Person. Da ziehe ich lieber mein Zelt vor. Mal sehen, was sich
der DFB in Russland oder Dubai einfallen lässt. Wenn die Menschen
in Sao Paulo viel arbeiten und die in Rio viel Sport treiben, dann
sitzen sie in Bahia viel im Schatten. Die Männer trinken Bier
und schauen den Frauen nach und die Frauen kleiden sich knapp, damit
die Männer ihnen nachschauen. Ruhe nur mehr Ruhe und Nichtstun
ist hier angesagt. Ich habe es genossen, oft nichts zu tun. Habe mich
treiben lassen und die Hitze tat ihren Teil dazu bei. Übrigens
was in Brasilien noch auffällt, sind die vielen Niemeyer Musen.
Da durfte ich nur auch mal sehen, wie unser Spaßbad in Potsdam
vielleicht mal ausgesehen hätte und wie das Geld geblieben ist.
Zusammenfassend ist zu sagen: Brasilien ist riesig, teuer und freundlich.
Ich hatte eine ungefährliche Zeit, habe viele Menschen kennengelernt,
die mir geholfen haben und bin aber auch gern bereit das Land zu verlassen.
Die größten Probleme waren die Sprache und die Preise.
Warum muss ein Liter Milch einen Euro kosten, wenn es mehr Kühe
gibt als in vielen Ländern der Welt. Auf der anderen Seite gibt
es aber eine Flasche Pitu für 2 Euro. Viele Menschen hier können
diese Preise nicht verstehen und wandern aus, viele sind extrem arm
und werden kriminell. Es ist ein Land der Weite und der Gegensätze.
Sie hatten nie Krieg und haben Armee an jeder Ecke. In Punkto Radler-
und Sportlerfreundlichkeit sollte sich Deutschland in Beispiel nehmen.
Auf geht es nach Kolumbien.
100 % der Radler und Rucksackreisenden sagen das Paradies in Südamerika.
Ich freue mich von dort zu berichten. Und steige in den Flieger. |
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