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Dienstag, 27. Juli 2004 Minto - Carmacks
  86,77 kmGesamt 1828 km Karte

Es gibt Tage im Radlerleben, die schnell aus dem Gedächtnis verdrängt werden sollten. Die nächsten zwei Tage gehören in diese Kategorie. Die relativ kurzen 86 km werden zur Hölle. Der Wind hatte sich ja schon in den Tagen zuvor angekündigt und in der Nacht wurde er immer schlimmer. Ich muss zum Teil kämpfen um nur 19 km/h zu erreichen. Das heißt auch bergab arbeiten, arbeiten und arbeiten. Da bin ich endlich am nördlichsten Punkt und habe die Hoffnung den Wind im Rücken zu haben und nun die Richtungsänderung. Am schlimmsten ist das nicht endende Geräusch in den Ohren und der Druck von vorn. Man versucht nachzudenken über alle Themen die einem einfallen, doch spätestens nach zwei Stunden denkst du darüber nach, worüber du nachdenken könntest. Einfach nicht voran kommen, geht an die Nerven. „Scheiß Wind, du wirst mich nicht zurück blasen!“ Die Flüche nehmen zu, doch es heißt immer wieder positiv denken. Es ist schönes Wetter, die Wolkenbänke und die Sonne machen den Himmel zu einem Film, der immer wieder aufmuntert.

     

Ich erwische mich dabei an eine Verkürzung der Etappe zu denken. Aber bei den „5 Finger Rapids“ geht die Motivation wieder nach oben. Diese Stelle war eine der gefährlichsten Stellen für die Goldsucher, die noch nicht den Staudamm in Whitehorse hatten, der den Yukon zähmte. Mitten im Fluss liegen vier Felsen, die die fünf "Finger" (Wasserarme) und somit ein natürliches Hindernis bilden.  

Die Erhebung 850 m vor Carmacks nehme ich im Gegenwind und erreiche das Nest an der Yukonbrücke ziemlich geschafft, aber glücklich. Carmacks hat leider einen sehr schlechten Ruf, die Indianer sind hier berüchtigt dafür, dass sie sehr viel Alkohol trinken und leider dann auf Beutezug gehen. Außerdem gibt es einen Bären, der sich immer wieder auf dem Zeltplatz sehen lässt. Ich tanke Benzin und kaufe Riegel, Peanutbutter und Bananen und mache mich auf die Suche nach dem Campground. Keine Menschenseele ist zu sehen und ich stelle mein Zelt 5 m neben dem Zeltplatz auf, um das Geld zu sparen.
Es dauert nur wenige Minuten und die Dorfjugend hat mich entdeckt. Aber auch die Dorfpolizei, und so fühle ich mich ziemlich sicher. Meine Essenstaschen verschwinden heute zu ersten Mal unter den Mülltüten im Müllcontainer. So sind sie bärensicher und werden von oben beim Öffnen nicht gesehen. Ich werde die Methode noch öfter anwenden.


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