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Montag, 29. November 2004 |
Bakersville - Lake Isabella |
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72,26 kmGesamt:
7184 km |
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sonnig |
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Es war die bisher kälteste Nacht auf der Reise, die Temperatur
lag bei 2 Grad im Zelt! Das Außen- ist am Innenzelt angefroren
und in der Wasserflasche haben wir jetzt Eiswürfel. Überall
liegt eine dicke Reifschicht. Wir stehen mal wieder im Schatten
und es ist keine Hoffnung auf Sonne angesagt. Auf dem Golfplatz
wird schon gearbeitet. Als sie unsere Zelte sehen, gibt es großes
Staunen. Noch nie standen hier Zelte und das auch noch im Winter.
Ich nutze die Chance und lasse mich mit dem Golfwagen zur Toilette
fahren. Alles sehr sauber und standesgemäß. |
Es kostet viel Überwindung in die Radklamotten zu schlüpfen,
doch in der Sonne steigen die Temperaturen recht schnell. Wir tragen
die Zelte in die Sonne und stellen uns bei einem reichlichen Müsli
auf den 50 km lange Anstieg nach Lake Isabella ein. Zum Glück
geht es nicht gleich in den Canyon, so dass ich mich etwas warm
fahren kann. Es geht durch riesige Orangenplantagen. Es ist erstaunlich,
wie groß die Früchte sind und wie voll die Bäume
hängen. Erstaunlich ist auch, dass sie die Nachtfröste
überstehen. Später hören wir, dass es mit 16 Grad
Fahrenheit, d.h. -9 Grad Celsius, die kälteste Nacht seit 1931
war. |
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Wieder ist der Wind, unser Freund und Helfer, gegen uns und gibt
uns den nötigen Druck von vorn. Die Straße ist in einem
guten Zustand, doch eine Schulter (Seitenstreifen) gibt es nicht.
Zwischen den engen Felsen wird es beim zunächst noch reichlichen
Verkehrsaufkommen nicht zum Vergnügen. Doch das ändert
sich schnell. Der Verkehr lässt nach und wir haben das Land
für uns. Es geht immer am Fluss entlang nach oben, die schroffen
Felsen werden runder und ich komme mir vor wie im Indianerfilm.
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Ich fühle mich gut und komme recht gut voran. Die Höhenmeter
addieren sich, doch der Anstieg scheint kein Ende zu nehmen.Wir
erreichen das Hochland um den Lake Isabella gegen 15:00 Uhr. Sicher
erwartet uns heute wieder eine kalte Nacht. Augen und Ohren sind
darauf gerichtet, eine warme Unterkunft zu finden. Am Einkaufsmarkt
lernen wir eine ältere Frau kennen, die Geld für die Kinder
ärmerer Familien sammelt, sie weist uns den Weg zu Bibliothek.
Dort kann man uns vielleicht helfen. Vor der geschlossenen Bibliothek
spricht uns ein Mann an und wir können im Büro seiner
Frau ins Internet. Sie arbeitet für die Verwaltung der Gemeinde.
Unsere Idee, in der Feuerwache nach einer Übernachtungsmöglichkeit
zu fragen, wird von ihr gleich umgesetzt. Sie erreicht Captain Adam
Graehl und er hilft uns als Radler sofort. Er kann uns zwar keinen
warmen Raum versprechen, doch er wird sich kümmern. Also auf
die Räder und zur Feuerwache. Als wir ankommen, hat er schon
alles organisiert. Wir können uns in der Wache aufwärmen
und bekommen um 18:30 in einem Nebengebäude die Räume
einer Hilfsgruppe der Feuerwache, die sich in der warmen Saison
um die Buschbrände kümmert und jetzt für die Parkverwaltung
des Sequoia National Forest arbeiten. Sie fahren nachts nach Hause
und wir sind allein dort. Dusche, Fernseher, Küche und was
das wichtigste ist: beheizt. Für morgen lädt uns Adam
nach Ridgecrest in sein Haus ein. Das heißt zwar über
100 km und über einer 1700 m hohen Pass fahren, aber das ist
erst morgen. Die drei Feuerwehrmänner müssen kurz zu Einsatz,
doch es ist nur ein harmloser Unfall. |
Die Arbeitszeit: Zehn Tage lang Wechsel von zwei Tagen Arbeit
und zwei Tagen frei, dann acht Tage frei. Die Bezahlung ist sehr
gut. Außerdem bekommt Adam ab 57 seine Rente in voller Höhe
des letzten Gehaltes bezahlt. So kann man es sich hier in der Provinz
gut gehen lassen. Doch es ist ein weiter Weg. Die Bewerberzahlen
liegen beim Vielfachen der Aufnahmekapazität und zu Beginn
ist viel Arbeit angesagt. Ein 18jähriger aus Los Angeles fährt
zu jeder Zweitagesschicht drei bis fünf Stunden lang hierher.
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