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Mittwoch, 05. Januar 2005 |
Rosarito |
bis |
Ruhetage |
Samstag, 08. Januar 2005 |
wechselhaft |
Mittwoch
Ich denke immer wieder daran weiterzufahren, doch man gewöhnt
sich an alles. Ich habe rund um die Uhr Internet, die Toiletten
sind verstopft, nach einem halben Jahr muss ich zu ersten Mal Toilettenpapier
kaufen. Kochen kann ich an meiner Kochzeile im Zimmer nicht, weil
die Gasflasche fehlt. Die Dusche hat schon bessere Tage gesehen.
Da mein Zimmer den ganzen Tag lang im Schatten liegt, ist mir immer
kalt. Was will ich mehr?
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Das Etablissement steht unter Leitung eines Typen aus dem Ruhrgebiet,
der - wenn er mal da ist - die gesamte Zeit im Internet hängt
und bei Ebay T-Shirts und Ersatzteile verkauft. Verwaltet wird alles
zur Zeit von einem deutschen Mädel, das krank im Bett liegt und
dessen größte Sorge es ist, mein Geld für die Übernachtungen
im Voraus zu bekommen. Rabatt ist nicht drin und vom ausgeschriebenen
Frühstück sehe ich nicht viel. Doch ich komme nicht zu kurz:
Der Free Food ist voll und was ich nicht verbrauche wandert in die
Taschen. Stefan hat bestimmt noch genug Platz. |
Wahrscheinlich liegt es auch an der Jahreszeit; es ist Winter und
die Stürme wechseln sich ab. Dadurch ist alles sehr trübselig
und düster. Ich habe auch genug zu tun. Es müssen Bilder
verschickt, Daten sortiert und Geld organisiert werden. Das mit dem
Geld klappt sehr gut. Ich habe in der Bank kein Problem Reisechecks
einzutauschen. Zuerst benötige ich eine Unterschrift vom Chef
der Bank und dann eine Nummer, um einen Schalterangestellten sprechen
zu dürfen. Da es nur 100 $ am Tag gibt, tausche ich zwei Mal
an verschiedenen Tagen. Der Kurs ändert sich von 11,16 zu 11,19
für einen Dollar. |
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Leider stellt sich heraus, dass der nächste Sturm die Küste
erreicht hat. Die Rundfunk- und Radiosender der USA machen gleich
extreme Panik und zeigen Überschwemmungen in San Francisco
und San Diego. Hier ist weniger der Regen das Problem als der Wind.
Man ist zwar nach kürzester Zeit durch den feinen Nieselregen
durchnässt, doch ich habe mit mehr Regen gerechnet. Allerdings
kann der ja noch kommen, denn ein Ende des Sturmes ist erst für
Dienstag angesagt. Langsam regt es mich auf. Seit fast einen Monat
habe ich nicht mal 100 km auf dem Rad verbracht. Ich möchte
möchte jedoch nicht zu oft den Bus benutzen, um nach Cancun
zu kommen.
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Ich bekomme von Radfreunden (Lisa und Marcus) eine Mail, in
der sie mich darauf hinweisen, dass ich einen Ausreisestempel
aus den USA benötige. Bei einer späteren Einreise in
die USA kann man ohne diesen Stempel nicht die Ausreise nachweisen.
Es wird dann unterstellt, man sei die gesamte Zeit illegal im
Land gewesen. Dabei habe ich den Beamten extra gefragt, ob ich
einen Stempel benötige, und er hat mich mit einem Lächeln
nach Mexiko geschickt. Ich frage mich nun, ob es wirklich so wichtig
ist. Zur Sicherheit werde ich am Samstag, falls dann das Wetter
besser ist, zur Grenze fahren und einen Stempel holen.
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Dies wird ein Erlebnis der besonderen Art. Das Sammeltaxi bringt
mich für einen Dollar direkt zur Grenze. Ich habe vor, einfach
hinüber zu gehen und auf dem Rückweg den Stempel zu bekommen.
Aus dem Taxi, einem umgebauten Kombi mit insgesamt acht Sitzplätzen,
sehe ich Stefan gemütlich vorbei radeln. Ich springe hinaus,
renne ein Stück zurück und die Wiedersehensfreude ist
groß. Auch er hat keinen Stempel bekommen; wir laufen also
gemeinsam zurück. Leider finden wir keinen Weg für Fußgänger,
so dass uns nur die Zufahrtstraße bleibt. |
Die Autos stauen sich schon mehrere Kilometer vor der Grenze.
Dazwischen versuchen fliegende Händler ihre Waren zu verkaufen.
Etwa einen Kilometer vor der Grenze bekommt Stefan einen Platten
und wir haben noch einen Lacher, bevor es ernst wird.
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Die amerikanischen Grenzbeamten verstehen nicht unsere Frage.
Es gibt keinen Stempel und hier ist der Übergang für Autos
und nicht für Radler, werden wir abgefertigt. Wir lassen nicht
locker, wollen uns unbedingt ordentlich aus den USA abmelden. Einer
der Beamten wird laut und will uns festnehmen. Als er die Handschellen
hervorholt, ziehen wir uns zurück. Zum Glück finden wir
dann doch noch einen netten Beamten, der uns den Weg zu einem Büro
zeigt, in dem wir unsere kleinen weißen Zettel abgeben können.
Damit sind wir abgemeldet. |
Nun müssen wir noch klären, warum Stefan bei der Einreise
nach Mexiko für seine 19 Dollar 180 Tage auf der Touristenkarte
bekommen hat, ich aber nur 90 Tage. Da wir wissen, wo wir hin müssen,
ist die Stelle schnell gefunden. „Ja, Bürger aus der
Bundesrepublik Deutschland bekommen 180 Tage.“ „Warum
dann ich nicht?“ - Es lag wohl daran, das gestern ein anderer
Beamter an dieser Stelle gesessen hat. Der heutige hat jedoch eine
super Lösung: Ich kann 20 Dollar bezahlen und dann bekomme
ich heute die 180 Tage. Kein Problem. Das finde ich aber doch, denn
ich habe ja gestern schon für die an sich kostenlosen 90 Tage
diesen Betrag bezahlt. - Es geht ein wenig hin und her. Schließlich
nimmt der gute Mann einen Stift und setzt vor meine "4"
im Einreisestempel eine "2". Damit bin ich also erst am
24.01. nach Mexiko eingereist und habe einen halben Monat gespart. |
Es wird mich sicher noch viele Nerven kosten, dieses undurchsichtige
System.
Für den Rückweg benötigen wir wieder ein Taxi.
Nach mehreren Fehlschlägen gelingt es uns, mit einem Fahrer
15 Dollar für die Fahrt zu vereinbaren - ursprünglich
hatte er 40 verlangt.
Gespräche und ein paar Borritos runden den Abend ab.
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